Das Neuro-Myo-Fasziale System.

Der Schmerzverursacher!

Schmerzen am Bewegungsapparat können vielfältige Ursachen haben: muskuläre, neuronale und fasziale, aber auch weitere.

 

Der menschliche Bewegungsapparat ist aufgebaut aus (neuro-)myo-faszialen Ketten oder Schlingen, die, aus Nerven (=neuro), Muskeln (=myo) und bindegewebigen Strukturen, zu denen auch die Faszien (=faszial) zählen, bestehen.

 

In den letzten Jahren/Jahrzehnten ist das Bindegewebe in seiner Gesamtheit zunehmend in den Mittelpunkt therapeutischen, auch präventiven Interesses gerückt, weil bei funktionellen Problemen am Bewegungsapparat das Bindegewebe immer "mit im Spiel ist", entweder als Ausgangspunkt oder als Folgeerscheinung.

Also ist es eigentlich egal, ob Nervensystem, Muskulatur oder Bindegewebe den Startschuss für Beschwerden geben - das Bindegewebe ist oder wird früher oder später so oder so immer Teil des Problems, zunächst meist funktionell und erst später durch nicht gewünschte, weil funktionell nachteilige Strukturveränderungen (Umbauten).

 

Deshalb ist es folgerichtig, sich therapeutisch-rehabilitativ vor allem und möglichst frühzeitig ums Bindegewebe zu kümmern. Neben den Faszien gehören Gelenkkapseln, Bänder, Sehnen, auch die Bandscheiben, die hyalinen Gelenkknorpel, Menisken und sogar die Knochen zur großen Gewebeart Bindegewebe.

Trotzdem darf man die anderen Bausteine der Ketten und Schlingen nicht vergessen, denn sie spielen im Erkrankungs- und Beschwerdenkomplex ebenfalls eine wesentliche Rolle.

 

Wir behandeln im Rehasport und Funktionstraining die Ketten und Schlingen des Bewegungsapparats in ihrer ganzen Komplexität.

Das Bindegewebe mobilisieren und stabilisieren wir, weil es einerseits in optimaler Weise elastisch sein muss, andererseits aber auch soviel Stabilität braucht, dass es vor Verletzungen (Faserrissen) geschützt ist.

Dieses grundsätzliche therapeutische Verfahren aus Mobilisation (beweglich machen) und Stabilisation (fest, belastungsstabil machen) funktioniert tatsächlich gut, denn Bindegewebe ist wie alle anderen Bestandteile des menschlichen Körpers lebendig und reagiert auf Reize mit Aufbau, Abbau, Umbau, gutem/schlechtem Stoffwechsel, guter/schlechter Flüssigkeitszirkulation - immer je nachdem, ob gute Impulse/Reize gesetzt werden oder schlechte. Gute Reize sind Bewegung und Belastung, aber auch gut dosierte Entlastung. Schlechte Reize sind Inaktivität, mangelnde oder monotone Bewegung, zuviel oder einseitige Belastung und meist zuviel Entlastung/Schonung.

 

Wir beziehen bei unserer Arbeit mit dem Bindegewebe auch die inneren Organe ein, weil sie bindegewebige Anteile haben. Denn jedes innere Organ ist bindegewebig verpackt und durch Verbindungen mit dem Bindegewebe des Bewegungsapparats im Bauch- und Brustraum befestigt. Rippen- und Lungenfell, Bauchfell und der Herzbeutel sind Beispiele für bindegewebige Strukturen der inneren Organe.

Weil die inneren Organe mit dem Bewegungsapparat zusammenhängen, können in der einen wie auch der anderen Verknüpfungsrichtung Probleme "weitergereicht" werden.

So kann es sein, dass ein inneres Organ, das ein Problem hat, für Beschwerden am Bewegungsapparat sorgt; es kann aber auch umgekehrt sein, dass durch ein Problem des Bewegungsapparats Schwierigkeiten an einem oder mehreren der inneren Organe entstehen.

So haben beispielsweise Beweglichkeitsstörungen im Komplex Brustkorb/BWS und/oder eine Dysfunktion des Zwerchfells nicht selten Auswirkungen auf die Lungenfunktion.

Blockaden der HWS-Segmente C2 - C4 können dazu führen, dass die Nieren Probleme bekommen, weil die aus genau diesen WS-Segmenten entspringenden Nervenwurzeln/Spinalnerven C3 - C5, die gemeinsam den Nervus Phrenicus bilden, gereizt werden. Und weil der Nervus Phrenicus u.a. auch die Fascia renalis, also die Nierenfaszien, innerviert , entstehen u.U. Nierenprobleme.

Und weil der Nervus Phrenicus nicht nur nebenbei auch das Zwerchfell steuert, können Blockaden in genannten HWS-Bewegungssegmenten auch die Lungenfunktion beeinträchtigen, denn das Zwerchfell ist der wichtigste Atemmuskel.

Auch können Blockaden (Bewegungseinschränkungen) und Schmerzen im Komplex Brustwirbelsäule/Rippen (Th4/5 - Th9/10) Irritationen, Funktionsstörungen, der inneren Organe hervorrufen.

 

Die therapeutische Arbeit mit dem Bindegewebe ist eine langwierige, weil die meisten bindegewebigen Bausteine lange Umbau-, d.h. Reparaturzeiten benötigen.

Deshalb brauchen u.a. Bandscheiben, aber auch Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln 300-500 Tage zur kompletten Erneuerung (bis alle Fasern "ausgetauscht" sind) und damit zur vollständigen Reparatur und Heilung und zur effektiven Funktionsverbesserung oder -normalisierung.

 

Das bedeutet: Wer sein Bindegewebe therapieren will, braucht viel Geduld und muss einige Zeit investieren. Man muss dabei fleißig sein, denn wer nur sitzend oder liegend auf Verbesserungen des Bindegewebes wartet, wird enttäuscht, weil durch Inaktivität und Immobilität, also zu wenig Bewegung und Belastung, das Bindegewebe degeneriert, d.h. in Richtung schlechterer Funktionen umgebaut wird: Es kann fester/enger/straffer werden, so dass es funktionell weniger elastisch und beweglich ist, weil neu aufgebaute Fasern an Stellen und in Richtungen der bindegewebigen Gesamtstruktur (z.B. Faszie, Gelenkkapsel) eingebaut werden, wo sie fehl am Platze bzw. fehlausgerichtet sind.

Solche chaotischen Faserneubildungen sorgen für Probleme und sind verantwortlich sogar für Kontrakturen. Derartig verändertes Bindegewebe ist u.U. auch verletzungsanfälliger, weil in der Summe meist ein Faserverlust erfolgt, aber auch weil die übrigbleibenden Fasern nicht mehr funktionsgerecht elastisch und stabil-elastisch auf Bewegungen und Belastungen reagieren können. Es kann also zu Rissen einzelner Fasern kommen, die, wenn Sie sich häufen, zur strukturellen Verletzung der Gesamtstruktur führen können. Der Bandscheibenvorfall oder seine Vorstufe, Bandscheibenvorwölbung, sind Beispiele für solche Verletzungen.

 

Der beste Rat für den Umgang mit dem Bindegewebe und dem Bewegungsapparat ist immer, nicht nur möglichst schnell therapeutisch zu reagieren, wenn´s einen erwischt hat, sondern mit dem Therapieren schon anzufangen, solange noch alles in Ordnung ist und gut funktioniert, man eben noch nicht krank ist.

 

Vorbeugung ist deshalb die bessere Therapie.

                                                                                                  

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